Liebe Evi,
es muss Dir nicht unangenehm sein Fragen zu stellen...
Lieber man fragt als wenn man etwas zusammen dichtet...
Mein Sohn ist auf den Weg zur Arbeit in der S-Bahn an den Folgen eines Hinterwandinfarktes gestorben.
Ohne Vorerkrankung und ohne Vorwarnung.
Bei der Obduktion wurde ein älterer im Vorfeld festgestellt.
Also von jetzt auf gleich....
Wenn man in einem Beruf arbeitet, der ständig mit Leben und Sterben zu tun hat, kann man nach so einem Schicksal nur schwer weiter machen..
Ja Reha steht ab Mittwoch an.Ich erhoffe nichts, hoffe das ich dann gestärkt wieder arbeiten gehen kann,hatte es versucht, ging einfach nicht...
Florian nimmt es ganz gut, er merkt ja auch das ich leide.
Es wird schon....
Die Reha fällt genau auf den 1.Todestag, davor habe ich am meisten Angst, aber was ist schon dieser Tag, wenn er täglich bei mir ist ...
Ich versuch das Beste daraus zu machen...
LG Bärbel mit Patrick tief im Herzen

Ach liebe Bärbel,
und schon wieder hast du sowas schönes für deinen Patrick gemacht.
So wunderschöne Herzen, sag mal,wie schaffst du denn das ... gibt es dafür eine Vorlage oder was ?
Also ich würde das niemals hinbekommen, könnte das nicht, und wenn ich den ganzen Tag daran sitzen müsste. Und ... würde sowas doch so gerne auch können ...
Dein Patrick wird mit einem lachenden und einem weinenden zu dir runterschau'n, weil du es für IHN immer so schön machst.
Deine Verzierungen und deine Worte an ihn, na wenn da keine Träne im Auge sein wird, dann weiß ich nicht.
Ich will dir nicht zu nahe treten Bärbel, und ich weiß auch nicht ob es richtig ist, dich danach zu fragen , habe im Moment gemischte Gefühle dabei und ein beklemmendes Herz, an was ist Patrick voraus gegangen ??? Hatte er einen Unfall ... denn, so wie du schreibst, war es von einem Augenblick zum anderen Augenblicvk, ist er nicht an einer Krankheit von uns gegangen ...
Du musst mir auch nicht antworten, wenn du es nicht willst Bärbel, gefühlsmäßig ist mir da jetzt nicht wohl dabei.
Letztendlich wird es für dich weniger eine Rolle spielen, wie und an was Patrick auf die andere Seite unseres Weges bereits voraus gegangen ist, sondern d a s Patrick schon voraus gehen musste.Du, ich, w i r Menschen, können so einen W e g, der von oben bestimmt wird, nie, nie, nie und niemals verstehen.Man kann sicher selbsst auch was ändern in seinen Leben, dies und das, fällt Entscheidungen, wo man hofft es war die richtige Entscheidung, der richtige Weg, und doch sind es nur Umwege, und diese Wege finden am Ende doch n u r wieder auf diesen e i n e n Weg, der uns von Anfang an bestimmt worden ist in und für unser Leben.
Und dieser Weg und dieses Leben war bis zu dem entscheidenen Tag n u r solange geplant,w a r u m n i c h t länger sein Leben sein sollt und durfte, wir werden es nie erfahren u n d selbst wenn man es wüßte dieses "warum", sind wir mal ehrlich, a u c h dann könnten und wollen wir es aber auch nicht verstehen ...
Wir finden immer Gründe, warum und wieso es j e t z t nicht so sein soll.
Wir würden immer sagen, nicht solange ich lebe, ganz klar das wir alle so denken, doch das ist leider Gottes auch nicht das L E B E N,
wir sind die Älteren, w i r müssen doch zuerst gehen, das dies eine Bedeutung hat. Es hat keine Bedeutung, denn auch unser Leben ist bestimmt bis zu dem Tag X ???
So schwer es uns auch fällt, so schwer wir das auch können, dieses "ANNEHMEN" , es wird uns nie etwas anderes übrig bleiben.
So, das ist der nüchterne Teil "unseres" Lebens !!! Alles hat man gelernt und wurde uns gelehrt in unserem LEBEN, nur eines nicht ...
wie gehe ich damit um wenn mein Kind mir genommen wird ??? Das lernt uns niemand, wie man damit umgehen kann und umgehen soll.
Und die Antwort ist ... d a s kann man niemals lernen, das w i e ???
Allen Menschen kann man miteinander etwas lernen und lehren, doch für d a s gibt es auch nichts das man "miteinander" lernen kann.
Das muss jeder Mensch für sich lernen, einen Weg aus diesem Höllental wieder zu finden, wieder ein Leben zu leben, das aber auch niemals wieder so sein wird, wie es mal war ...
Es gibt kein "Buch", indem steht, wie sehr und wieviel ich trauern soll , kann und darf.
Jeder Mensch ist verschieden, jeder Mensch trauert anders, trauert auf seine Weise, selbst in der eigenen Familie allein ist es schon schwer, weil eben j e d e r anders trauert, und selbst da, wo jeder jeden doch so gut kennt, bleiben die Lippen stumm, keiner geht auf den anderen zu, jeder leidet allein für sich. Und dieses "ALLEIN" ist garnicht gut,lieber zusammen sitzen, zusammen weinen, zusammen reden über das was jedem bedrückt, sich in dieser undendlich schwierigen Zeit sich nicht gegenseitig verlieren, sondern sich gegenseitig stützen und auffangen, diese Scheu, diese Hemmschwelle überwinden und "Offen" aufeinander zugehen, als allererstes in "seiner" FAmilie. Und niemals vergessen, seine "FREUNDE", die werden sich bei solch schlimmen und grausamen Schicksalsschlägen, sich ganz schnell heraus kristallisieren, wer "wirklich" Freund ist. Schön reden, Hilfsbereitschaft anbieten, wird so gut wie jeder tun, doch wieviel "halten" dann auch ihr Versprechen ??? Oftmals sind das nur Floskeln, um was "Tröstendes" gesagt zu haben, denke ich mal, das dies so ist, diese Denkweise ...
Und teilweise sollte man das vielleicht auch nicht überbewerten, das "Wollen" und das "Umsetzen", sind oft zwei paar linke Schuhe.
Aber Bärbel, man sieht, für so ein Schicksal gibt es nichts, das man vorher lernen könnte.
Diesen Weg m u s s leider jeder alleine durchstehen und durchgehen, diese Höllenschmezen und endlose Trauer muss auch jeder für sich allein bewältigen,
doch zu wissen man ist nicht alleine, es gibt viele Menschen die sie auffangen,trösten, und ihnen mit Liebe begegnen, das sind diese Lichtblicke, die jeder so dringend braucht ...um einigermaßen zu überleben ... Das "LEBEN" zu leben, fängt erst irgendwann mal wieder an.
Liebe Bärbel, du hast ja nicht mehr lange hin, bist du nur noch diese kommende Woche daheim, bevor du auf Reha gehst ???
Dann hast du auch noch so einiges an Vorbereitungen zuhause zu erledigen.
Wünsche dir von ganzem Herzen, das dir deine Reha gut tut, und du aufbauende Hilfe bekommst, und letztendlich "neu" gestärkt nach Hause fährst in einigen Wochen ...
Dein Florian, dem wird das nicht so gefallen, denke ich mal, oder ???

Liebe Bärbel, ich umarme und drück dich,
sei ganz lieb mit Herz von mir gegrüßt,
Evi