Mitgefühl verfassen
Schreiben Sie an dieser Stelle einige freie Worte, drücken Sie Ihr Mitgefühl mit einem Gedicht oder Zitat aus, oder verfassen Sie einige persönliche Worte, wenn Sie den Verstorbenen kannten.

Eine Kerze für den dreijährigen Fin aus Strehla - Zukunft völlig ungewiss
wurde von (LVZ 24./25.11.2012 Kristine Keilholz) eine Kerze entzündet.
BEI EINEM TRAGISCHEN Unfall vor zwei Wochen ist ein junges Paar aus Strehla (Kreis Meißen) ums Leben gekommen. Es hinterlässt Fin. Seine Zukunft ist völlig ungewiss. Die Oma will ihn nicht haben, jetzt lebt er im Heim. Eine ganze Stadt nimmt Anteil.
Annett Brodkorb gibt freundlich Auskunft, appelliert ab er an das Feingefühl. „Der Kleine soll erst einmal zur Ruhe kommen“, sagt sie.
Die Rechtsanwältin aus Riesa ist die einzige, die sich sofort bereit erklärt hat, für den dreijährigen Fin zu sorgen. Sie ist bis auf Weiteres gesetzlicher Vormund des Jungen. Der seit knapp zwei Wochen Vollwaise und wartet im Kinderheim darauf, dass seine Großeltern ihn aufnehmen. Sein Fall sorgt für großes Aufsehen. Wegen des tragischen Todes der Eltern. Wegen der mangelnden Bereitschaft der Familie, sich zu kümmern. Und wegen der Welle an Hilfsbereitschaft, die die Berichte über Fin ausgelöst haben.
Der Unfall passierte am 11. November. Am Nachmittag kam kurz vor Riesa ein Rover von der Straße ab. Ein Überholmanöver im Regen. Der Wagen schleuderte mit dem Heck gegen einen Baum und ging in Flammen auf. Die Feuerwehr fand nach dem Löschen im Wagen zwei Leichen – „bis zur Unkenntlichkeit verbrannt“, heißt es im Polizeibericht. Die beiden, ein junges Paar aus Strehla an der Elbe, waren auf dem Weg zu einer Karnevalsfeier. Ihren kleinen Sohn hatten die 25jährige Kosmetikerin und der 24jährige Schweißer zuvor zur Oma nach Oschatz gebracht, so rekonstruierte später die Polizei.
Seit dem Faschingstag ist der dreijährige Fin ein Vollwaise. Und weil keine näheren Verwandten da sind, die ihn ausnehmen können, kam er bereits kurz nach dem Unfall ins Kinderheim. Dort wird der Junge von Psychologen und Erziehern nach und nach auf das neue Leben vorbereitet. Nach drei Tagen im Heim erfuhr der Kleine dort, dass seine Eltern nicht mehr wiederkommen.
Anwältin Brodkorb hält sich inzwischen lieber zurück. Auch beim Arbeiter-Samariter-Bund in Riese, der Fins Kindergarten betreibt, will man sich nicht mehr zu dem Fall äußern. Einige Medien hatten berichtet, Fin sei jetzt im Waisenhaus. „Woher die dieses Wort haben“, sagt die 42jährige. „Waisenhäuser gibt es schon lange nicht mehr“. Das Jugendamt hat Fin im Strehlaer Kinderheim untergebracht, um ihn zumindest etwas Normalität zu erhalten. Er kann so weiterhin in seinen Kindergarten gehen.
In dem Heim werden hauptsächlich Kinder betreut, deren Eltern Erziehungshilfe beantragt haben. „Fin ist das einzige Waisenkind dort“, so Brodkorb. Sie wurde vom Amtsgericht Riesa als Vormund bestellt, kümmert sich um seinen Papierkram, besucht ihn regelmäßig und hofft, dass er doch noch innerhalb seiner Familie unterkommen kann.
Die nächsten Verwandten erteilte den Behörden aber sehr schnell eine Absage. Bereits vier Tage nach dem Unfall stand fest, dass die Oma mütterlicherseits den Jungen nicht zu sich nehmen wird. Die 44jährige sieht sich laut Jugendamt aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage, sich um das Kind zu kümmern.
Was in dem kleinen Städtchen viele schockiert. „Ich habe völliges Unverständnis, dass die Großeltern den Jungen hängenlassen“, sagt der Chef einer Strehlaer Anlagenbaufirma. „Das versteht keiner hier“. In Strehla kennt jeder jeden. „Der Vater des Kleinen hat damals bei uns gelernt“, erzählt der Unternehmer. Später hörte der 24jährige auf, zuletzt war er arbeitssuchend, wie auch seine Lebensgefährtin. Die beiden lebten in Strehla in getrennten Wohnungen, kümmerten sich aber beide um den Jungen. Sie hatten einen Kleingarten, wo sie oft mit ihrem Sohn waren.
Der schwere Unfall hat Strehle erschüttert. Stadtgespräch ist noch immer, wie es zu dem Unglück kommen konnte. „Die müssen wie verrückt gerast sein“, sagt ein Cafe-Besitzer. „Wieso fuhren die Richtung Riesa, wenn sie aus Oschatz kamen und nach Strehla wollten“, wundert sich eine Friseurin.
Und alle fragen sich, warum der Junge ins Heim musste. Der weitere Familiekreis sei eher ungeordnet, erzählt man sich im Ort. Zu den Eltern des Vaters, die im Erzgebirge wohnen, bestand monatelang kein Kontakt. Entsprechend schwer ist es nun für Vormund Brodkorb und das Jugendamt, auf dieser Seite der Familie eine Perspektive für Fin zu finden. Die Großeltern haben kaum eine Beziehung zu ihrem Enkel. Sie können sich seit knapp zwei Wochen nicht entschließen, ob sie ihn aufnehmen. Weil aber eine Unterbringung innerhalb der Familie als beste Option angesehen wird, lebt Fin derzeit im Heim anstatt in einer Pflegefamilie.
Unterdessen haben sich schon etliche Familien gemeldet, die den Jungen gern in Pflege nehmen wollen. Einige haben sogar beim Familiengericht Antrag auf Vormundschaft gestellt.
„Es haben auch Leute angerufen, die ihn über Weihnachten aufnehmen wollen“, erzählt Anwältin Brodkorb. „Das ist alles sehr lieb gemeint.“ Sie weiß aber aus Erfahrung, dass solche spontanen Akte der Anteilnahme meist keine ernsthafte Option sind, wenn es um die Zukunft eines Kindes geht.
Noch mehr Menschen indes zeigen ihre Anteilnahme durch Spenden. Auf einem Konto, das der Arbeiter-Samariter-Bund kurz nach dem Unfall eingerichtet hat, sind bislang rund 5000 Euro zusammengekommen. Der Strehlaer Karnevalsverein hat gespendet ebenso wie die großen Unternehmen des Elbestädtchens. Mit dem Geld soll Fin ein neues Kinderzimmer bekommen. Wo das stehen wird, ist allerdings weiterhin unklar.
Das Schicksal des kleinen Fin beschäftigt mich sehr.
Es gibt Dinge, die man einfach nicht versteht. Die Lücke, die seine Eltern hinterlassen haben, ist sehr schmerzhaft. Und immer wieder stellt sich die Frage: Warum?
Fin hat jetzt zwei Engel im Himmel, die auf ihn hinab schauen und auf ihn aufpassen.
Ich wünsche dem kleinen Fin, dass er nicht alleine und ohne Liebe seiner Familie aufwachsen muss, sondern dass er Menschen findet, die ihm Geborgenheit, Liebe und eine schöne Kindheit schenken. Liebe Familie, Fin ist das Kind euer Kinder!!!
Eine mitfühlende Mama.