Mitgefühl verfassen
Schreiben Sie an dieser Stelle einige freie Worte, drücken Sie Ihr Mitgefühl mit einem Gedicht oder Zitat aus, oder verfassen Sie einige persönliche Worte, wenn Sie den Verstorbenen kannten.
Eine Kerze für den Brief im Nachtschrank
wurde von eine Kerze entzündet.
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In der geriatrischen Abteilung eines englischen Krankenhauses starb eine alte Frau. Als die Schwester ihren Nachtschrank leerte, fand sie darin einen Bogen Papier, auf welchem stand:
Was siehst Du, Schwester? Was siehst Du?
Eine starrsinnige alte Frau, schon etwas verwirrt, ein wenig unsicher, mit starrem Blick. Eine alte Frau, die beim Essen kleckert und die keine Antwort gibt, wenn man mit energischer Stimme sagt: Ich wünschte, Du würdest Dir jetzt einmal Mühe geben. Eine alte Frau, die scheinbar keine Deiner Verrichtungen wahrnimmt.
Die immer wieder etwas verlegt, einen Strumpf oder einen Schuh. Die Dich widerspruchslos alles machen lässt. Die mit Waschen und Essen die langen Tage ausfüllen lässt.
Denkst Du das? Siehst Du das?
Dann öffne einmal Deine Augen, Schwester! Du schaust mich ja nicht einmal an. Ich werde Dir sagen, wer ich bin, ich, die hier sitzt. Die pinkelt, wenn Du es befiehlst, und isst, wann Du es willst.
Ich bin ein kleines zehnjähriges Mädchen mit Vater und Mutter, mit Brüdern und Schwestern, die einander lieben.
Eine zwanzigjährige Braut bin ich, und mein Herz schlägt schneller, wenn ich an das Versprechen denke, das ich gab. Fünfundzwanzig bin ich und habe selber Kinder, für die ich ein sicheres, glückliches Haus schaffen muss. Eine dreißigjährige Frau bin ich, und die Kleinen, durch bleibende Band miteinander verbunden, werden schnell groß.
Vierzig bin ich. Meine Söhne sind erwachsen und aus dem Hause gegangen. Aber mein Mann ist bei mir und sorgt, dass ich nicht trauere. Fünfzig bin ich - und wieder spielen Kinder auf meinem Schoß.
Dann folgen dunkle Tage. Mein Mann ist tot. Ich sehe der Zukunft entgegen und erschauere vor Angst. Denn meine Kinder haben jetzt selbst Familie. Ich denke an die Jahre der Liebe, die ich erlebt habe. Jetzt bin ich eine alte Frau. Die Zeit ist grausam. Es ist ein böser Scherz der Zeit, Alte wie Toren aussehen zu lassen. Mein Körper ist hinfällig geworden, Grazie und Kraft sind verschwunden. An der Stelle, da ich ehemals ein Herz hatte, ist jetzt ein Stein.
Aber... in diesem alten Gerippe wohnt noch jenes kleine Mädchen. Manchmal klopft das alte Herz etwas schneller. Ich erinnere mich der Freude und des Schmerzes. Ich liebe wieder. Ich lebe mein Leben aufs Neu. Ich denke an die entschwundenen Jahre - vorüber, zu schnell verflogen – und akzeptiere die bittere Wahrheit, dass nichts von Dauer ist.
Öffne die Augen, Schwester, und schau! Sieh nicht diese starrsinnige alte Frau an. Schau einmal genau hin, Schwester! Schau... mich. an!
