Mitgefühl verfassen
Schreiben Sie an dieser Stelle einige freie Worte, drücken Sie Ihr Mitgefühl mit einem Gedicht oder Zitat aus, oder verfassen Sie einige persönliche Worte, wenn Sie den Verstorbenen kannten.

Eine Kerze für Wolke sieben
wurde von R.K eine Kerze entzündet.
Die Himmelsarchitekten waren gezwungen, sich ein neues Konzept auszudenken und eine Lösung zu finden, die den himmlischen Frieden wiederherstellte.
Sie glaubten sie in einem Siebenstufenmodell gefunden zu haben, ausgehend von der Erfahrung, dass Verliebtheit nicht gleich Verliebtheit ist. Und von der Überzeugung durchdrungen, dass jeder an seiner Liebe arbeiten kann und muss, um die höchste Stufe der Glückseligkeit zu erlangen. Liebe will verdient sein. Sie soll niemandem allzu leicht in den Schoß fallen, auf dass er nicht übermütig werde. Hochmut zählt schließlich zu den sieben Todsünden.
So richteten sie also siebenerlei Wolkengondeln ein, mit deutlich sichtbarer Leuchtschriftnummer von eins bis sieben, und verteilten die Liebenden und Verliebten nach gründlicher Prüfung auf die sieben Wolkentypen.
Womit sie allerdings nicht gerechnet hatten, waren so üble Eigenschaften wie Missgunst, Neid und Begehrlichkeit. Fast alle Bewohner unterhalb der Wolke sieben fühlten sich zurückgesetzt, falsch eingeordnet oder in ihrer unsterblichen Liebe verkannt. Statt aber, wie es der himmlische Plan vorsah, geduldig an ihrer Liebe zu arbeiten, scheuten die meisten keine Mittel, um möglichst rasch und ohne Mühe aufzusteigen. Wegen des Gedränges der von Monat zu Monat zunehmenden Himmelsgondeln blieb es nicht aus, dass die Wolken sich immer wieder so nah kamen, dass sie sich fast berührten, und diese Nähe nutzten die Unzufriedenen aus, um von Wolke eins auf Wolke zwei oder von Wolke drei auf Wolke vier usw. zu springen. Das oft unter Inkaufnahme großer Lebensgefahr. Und tatsächlich geschah es immer wieder, dass einige Todesmutige vorbeisprangen und ins Bodenlose stürzten. „Für die Liebe gestorben“, hieß es dann offiziell, denn auch im Himmel muss der Anschein von Harmonie und funktionierender Ordnung gewahrt bleiben. Wenn schon so ein großes Risiko, mag man fragen, warum dann nicht gleich der Sprung auf Wolke sieben? Das ist nicht möglich, weil sich die Wolken auf sieben verschiedenen Ebenen bewegen. Man müsste schon fliegen können, um zwei oder drei Stufen zu überspringen. Weiter lesen?
Eine lange Zeit haben die Himmelsarchitekten die monatlich einzureichenden Statistiken beschönigt und Unfälle und Opferzahlen verschwiegen, aber das Getöse und Geschrei der Unzufriedenen schwoll so sehr an, dass die Planungsmängel nicht länger zu verheimlichen waren.
Nun sind die Architekten bei der Himmelsleitung zum Rapport einbestellt. Da können sie noch so herumdrucksen. Sie müssen bekennen, dass ihr Siebenstufenmodell auf der ganzen Linie gescheitert ist. Ein neues Modell muss her.
Oder doch nicht? Zu viel Wissen war noch nie gut für das schwache Menschengeschlecht. Und so schlug der Leiter der Planungsgruppe vor, den Abstand der Wolken zueinander so weit zu vergrößern, dass die Wolken der anderen sechs Kategorien außer Sichtweite wären. Außerdem die Leuchtschriftnummern wieder zu entfernen. Und vor allem alle Menschen im Glauben zu belassen, sie befänden sich auf Wolke sieben. Denn mit einem zweiten, dritten oder gar letzten Platz gibt sich kein Mensch zufrieden. Auch nicht oder erst recht nicht in der Liebe.
Nur ein Problem konnte auf der Sitzung nicht gelöst werden: Was, wenn der himmlische Plan an die Menschen verraten würde? Denn auch Himmelsarchitekten, das hat die Vergangenheit immer wieder deutlich gemacht, sind bestechlich. Dafür, dem obersten Boss ein Stückchen näher zu rücken, sind ihnen alle Mittel recht.
Das alles wissen die Bewohner von Wolke sieben zum Glück nicht. Wenn sie es wüssten, würden sie augenblicklich auf ihre luftige Sonderstellung verzichten und lieber wieder auf die Erde zurückkehren.