Erika am 23.08.2012Eintrag melden
Auch ich habe mein Kind verloren - allerdings durfte ich es wenigstens 39 Jahre haben - ich möchte Ihnen mein tiefes Mitgefühl ausdrücken und möchte Ihnen eine Geschichte zu "Sternenkindern" erzählen:
Ein Engel namens Frederic
Ein kleiner Engel schwebte eines Tages auf seiner kleinen, weißen Wolke am himmelblauen Horizont.. Er schaute nach unten, auf die Erde. "Soooooooooo groß ist diese Welt da unten, von der man sagt, dass sie eine so tolle Erfindung sei! Ich glaube, ich möchte dort auch verweilen!" hörte man ihn rufen.
Schon lange hatte er die Sehnsucht nach 2 Menschen. Er hatte sie sich sogar schon ausgesucht. Manchmal, wenn er des Nachts auf seiner kleinen Wolke saß, nahm er sich sein Fernglas und beobachtete das Treiben auf der Erde.
Es gab so viele verschiedene Menschen dort unten. Große, Kleine, Dicke, Dünne, Weiße, Schwarze, Gelbe, Rote.. Er beobachtete sie sehr lange und sah, wie die meisten von ihnen zur Arbeit gingen, oder aber faul im Garten lagen und ein Buch lasen. Er sah auch, dass manche von ihnen sich stritten, während andere sich in den Armen lagen und küssten.
Immer stärker wurde in ihm die Sehnsucht, ein Teil dieser Welt zu sein. Er wollte mit den kleinen Menschen, die man Kinder nannte, zusammen im Sandkasten spielen und auf der Wasserrutsche ins Schwimmbecken plumpsen. Er sah, dass diese Kinder eine Menge Spaß dabei hatten. Ja, daran hätte er auch Spaß gehabt.
Sein Wunsch wurde immer größer und größer und so schwebte er eines Tages zu seinem Herrn auf die größte Wolke des Himmels hinüber und erzählte ihm von seinen Wünschen.
Der Herr hörte ihm aufmerksam zu, während der kleine Engel mit Händen und Füßen erzählte, was er gerne da unten auf der Erde machen würde. Er klatschte in die Hände, lachte laut, machte einen Purzelbaum und jonglierte mit unsichtbaren Bällen.
"Nun, mein kleiner Engel. Das Spielen ist nicht das einzige, was es da unten auf der Welt gibt. Und es gibt nur einen einzigen Weg, der Dich dort hinführt. Dazu musst Du aber ganz genau wissen, wie der Schlüssel für die Tür zur Welt heißt.
Ich werde Dir nun einige Fragen stellen, auf die es nur eine einzige Antwort gibt und erst wenn Du mir diese beantworten kannst, so werde ich Dir Deinen Wunsch erfüllen und Dich auf die Erde hinablassen!"
Der kleine Engel war gespannt und vor Aufregung ganz rot im Gesicht! "Ja mein Herr, ich werde die Fragen hoffentlich richtig beantworten!" sagte er und setzte sich im Schneidersitz auf seine Wolke.
Der Herr begann zu reden: "Wenn Du Dir die Natur da unten anschaust, die Blumen, die Bäume, die Tiere.. Dann wirst Du ein sehr tiefes Gefühl empfinden.
Es wird Dich glücklich machen, weil es ein Wunder ist, welches wahr wird.
Wenn Du zum ersten Mal in die Augen einer großartigen Frau und eines großartigen Mannes blickst, so wirst Du auch dort dieses einzigartige Gefühl finden. Du wirst es spüren und Du wirst auch spüren, dass die beiden Menschen es empfinden. Es wird Dich warm halten, Dich beschützen, pflegen und Dir beim Großwerden helfen.
Wenn Du Freunde findest, dann wird Dich dieses Gefühl mit ihnen verbinden. Du wirst Dich vielleicht ab und zu mit ihnen streiten, aber Du wirst Dich auch immer wieder mit ihnen vertragen. Es gibt ein Band zwischen Euch, welches stärker und dehnbarer ist, als alles, was Du bisher kennen gelernt hast.
Du wirst willkommen sein auf dieser Welt und man wird Dich mit diesem großartigen Gefühl empfangen und Dich damit umschließen und Dir Wärme spenden. Du wirst erwartet auf dieser Welt.. Denn Du hast den Schlüssel dafür in der Hand mein Engel!
Ich sehe Dir an, dass Du weißt, worüber ich rede, aber ich möchte es aus Deinem Munde hören. Sag mir, welches wunderbare Gefühl es ist, das Dich auf den Weg zu Deiner eigenen Welt bringen wird!"
Der kleine Engel saß mit offenem Mund und glänzenden Augen vor dem Herrn, während er flüsterte "Das einzige Gefühl, welches mir den Weg auf die Erde weisen wird, ist die Liebe. Denn sie kann niemand zerstören und sie lässt niemanden je allein!"
Der Herr war erstaunt darüber, was der kleine Engel schon alles wusste, streckte seine Arme aus und sagte "Ja, die Liebe ist es, die Dich nun auf die Welt bringt! Halte Dich gut an Deiner kleinen Wolke fest, denn der Weg hinunter zur Erde kann ein wenig unangenehm werden und ich möchte nicht, dass Du von der
Wolke hinunter fällst. Ich werde Dir einen kleinen Stern mit auf Deine Reise geben, der Dir den richtigen Weg zeigen wird!"
Plötzlich erschien ein heller, gelber Stern neben dem kleinen Engel. Der Stern konnte reden und sagte "Halt Dich fest, ich werde Dich auf die Erde bringen und Dich begleiten."
Und dann trat der kleine Engel seine größte Reise an.
Er merkte allerdings schnell, dass ebenso sein größtes Abenteuer begann. Denn die Wolke fing schon nach kurzer Zeit an, sich sehr ungalant zu bewegen und er musste sich wahnsinnig doll festhalten, um nicht hinunter zu fallen.
"Gib nicht auf mein Engel! Noch bist Du stärker als alles andere, was dieser Wolke etwas antun kann! Halt Dich gut fest!" Der Stern leuchtete immer noch hell und schwebte neben der Wolke des Engels.
Es herrschte ein wahnsinniger Wind um die Wolke herum und es fiel dem kleinen Engel immer schwerer, sich festzuhalten.. Er schloss die Augen... denn er hörte ein Geräusch und wollte dieses ganz tief in sich aufnehmen. Er erkannte Stimmen.. Es waren die Stimmen einer jungen Frau und die eines jungen Mannes.
"Wir freuen uns so sehr auf Dich mein kleiner Engel!" sagte die Frau. "Gerade hat uns der Arzt gesagt, dass Du ein kleiner Junge werden wirst und wir haben lange überlegt, welchen Namen wir Dir geben werden. Wir haben uns für Frederic entschieden und hoffen, dass Dir dieser Name gefällt."
Der kleine Engel freute sich, denn endlich hatte er einen Namen, wie alle anderen Menschen auf dieser Welt da unten.
Eine heftige Windböe schubst die Wolke ein Stückchen weiter. Der Engel hatte seine Augen immer noch geschlossen und er hörte erneut eine Stimme. Diesmal war es die eines Mannes. "Wir können es kaum erwarten, Dich endlich in die Arme zu
schließen mein kleiner Engel. Wir haben Dir sogar schon ein kleines, eigenes Reich erschaffen. Du wirst ein eigenes kleines Zimmer haben, mit einem eigenen Bettchen und vielen kleinen Stofftierchen."
Der Engel spürte eine sanfte Berührung und instinktiv wusste er, dass es die Frau war, die ihn streichelte. Zwar nicht direkt, denn er fühlte diese Berührung nicht auf seiner Haut, aber dennoch spürte er die Wärme, die seinen Körper durchfloss.
Er liebte diese beiden Menschen jetzt schon. Er hatte sie nie gesehen und auch sie konnten sicher noch nicht wissen, wie er ausschaute. Aber das Gefühl, welches die Antwort auf alle Fragen seines Herrn war, ließ in seinen Gedanken zwei Gesichter erscheinen.
"Halt Dich fest mein Engel! Ich weiß nicht, was los ist, aber ich glaube, ich kann den Weg zur Erde nicht mehr sehen!" schrie auf einmal der Stern! Die Wolke des kleinen Engels vibrierte und es fiel dem Engel immer schwerer, sich auf ihr zu halten.
Er spürte unter seinen Füßen, dass die Wolke nachgab. Sie löste sich langsam auf. Sie wurde zu Wasser. Der Engel bückte sich und berührte das Wasser mit seinen Fingern. Es war warm. Er führte seine Hand zum Mund und schmeckte nun etwas salziges. Die Wolke löste sich in Tränen auf und er verstand nicht, was auf einmal passiert war.
Der Stern rief "Halt Dich an mir fest! Sonst wirst Du hinunterfallen und den Weg nicht mehr von alleine finden!"
Der kleine Engel krallte sich am Stern fest. Er hatte so eine große Angst, ins Bodenlose zu fallen.
"Ich kann die Erde nicht mehr sehen, mein Engel. Überall ist Nebel! Siehst Du das?" fragte der Stern ängstlich.
Aber der kleine Engel hatte seine Augen wieder geschlossen und hörte noch einmal die Stimmen der beiden Menschen, zu denen er tiefe Liebe empfand.
"Frederic.. Wo bist Du hin? Wir sehen Dich nicht mehr.. Wir spüren Dich nicht mehr..."
Doch er konnte sie sehen. In seinem Herzen. Denn dort schaute er ihnen noch ein einziges Mal in die Augen. Er sah seine Mutter, er sah seinen Vater und er wusste, dass er nie in ihren Armen liegen würde.
Zu schwach war seine Kraft, jetzt wo seine Wolke sich aufgelöst hatte. Und dennoch hatte er keine Angst, denn er empfand soviel Liebe in sich, dass diese die Angst einfach nicht durchließ.
"Habt auch Ihr keine Angst Mama und Papa! Ich habe den Weg zu Euch leider nicht vollenden können, denn dazu reichte die Kraft des Himmels leider nicht aus.
Aber ich werde hier auf diesem Stern sitzen bleiben und Euch beobachten. Und ich weiß, nein ich spüre, dass ich Euch ganz sicher eines Tages in die Arme nehmen werde. Es wird nicht heute sein und auch nicht morgen, aber der Tag wird kommen, an dem wir alle vereint sein werden.
Denn solange wir Liebe füreinander empfinden, wird uns dieses wunderbare Band zusammen halten. Ich habe keine Angst.. Und ich möchte auch nicht, dass Ihr traurig seid. Es ist nur noch die Zeit, die uns trennt. Aber sie wird vergehen und wir werden in Liebe vereint sein... Ich sehe Euch Mama und Papa... Ihr seid in meinem Herzen.. Genau wie ich in Eurem.."
Noch einmal öffnete er seine Augen und schaute auf die Erde herab. Er sah dort seine Eltern stehen. An einem Grab auf einem Friedhof. Sie hielten Rosen in der Hand. Rote. Die Blumen der Liebe. Und eine kleine Träne kullerte über seine Wange, als seine Eltern die Rosen in das Grab fallen ließen.
Es war eine Träne des Glücks die sodann auf die Blüten der Rose tropfte, die er in der Hand hielt. Denn auch wenn er seine Eltern nicht berühren konnte, so spürte er doch, dass er geliebt wurde. Und das war das größte Wunder, welches er erleben durfte.
Andrea Koßmann
Eine stille Umarmung von Erika mit Claudia im Herzen