Mitgefühl verfassen
Schreiben Sie an dieser Stelle einige freie Worte, drücken Sie Ihr Mitgefühl mit einem Gedicht oder Zitat aus, oder verfassen Sie einige persönliche Worte, wenn Sie den Verstorbenen kannten.

Eine Kerze für Tobi - Mastalu
Gestorben am 11.04.2011
wurde von Til Albatros eine Kerze entzündet.
heute habe ich von deinem Tod vor über zwei Jahren erfahren. Dass es so lange gedauert hat, und dass ich praktisch keine Spuren von Dir mehr finde, hat mich so wütend gemacht. Auf mich und auf die schnellebige Zeit, in der wir leben. So wütend, dass ich wenigstens auf diesem Wege mein bisschen Erinnerung an Dich und die vielen Jahre einer unpersönlichen, aber für mich so wichtigen Freundschaft feiern will.
Kennengelernt haben wir uns vor so langer Zeit - es mögen zehn Jahre gewesen sein, vielleicht eins mehr oder weniger. Wir haben zusammen versucht, aus sehr wenig eine gutgeschmierte, erfolgreiche Maschine zu schmieden; und das war immer Deine Leidenschaft, an Dingen herummeckern und herummosern bis sie gepasst haben. Das hat mich damals so fürchterlich genervt, dass ich manches Gespräch mit Dir unter Vorwänden abgebrochen habe. Dass die Maschine auch nie so richtig in Gang kam, als sich schon über zwanzig Menschen als Teil davon empfanden, das war also vielleicht einfach mein Verdienst. Hätte ich Dein Gemotze nur mal umgesetzt.
Heute würde ich jeden noch so absurden Vorwand heranziehen, um noch ein Gespräch mit Dir führen zu können.
Jahre später ist dann die nie so ganz gut geschmierte Maschine einen langsamen, schleichenden Tod gestorben. Und dennoch sind daraus Freundschaften entstanden, die Menschen aus Spanien und Holland und den USA nach Deutschland geführt haben, wo sie mich und ich sie persönlich kennenlernte.
Du und ich haben uns leider nie getroffen, obwohl die Entfernung von mir an den Bodensee im Vergleich zu diesen anderen Entfernungen lächerlich gering gewesen ist. Wie die Nachricht von deinem unerwarteten und plötzlichen Tod mich gerade aus meiner Routine reißt, kann ich gar nicht einordnen. Das liegt an so vielen kleinen Dingen, vermutlich aber zu einem Gutteil daran, dass ich nie wieder ein "habich" oder ein "binich" lesen kann, ohne an Dich zu denken, weil ich mir diesen völlig nebensächlichen Schreibfehler durch Dich auch noch selbst angewöhnt habe. Losbekommen habich ihn nie ganz, aber den meisten Menschen fällt es garnicht auf...
Losbekommen habe ich aber die durch Dich zu mir übergeschwappte Neigung zum Konsum gewisser Mischgetränke - über Mixery bin ich gottseidank seit langer Zeit hinaus. Ob Du wohl auch ein paar Kleinigkeiten und Marotten von mir aufgeschnappt hast? Ich war jedenfalls Stolz, dass Du Deine Mitarbeit an einem meiner aktuellen Projekte als Kern bei einer Bewerbung verwendet hattest. Ja, es ging wieder um Meckern, Mosern und Klugscheißen. Du kannst aber wenigstens diesmal einen darauf lassen, dass wir uns Deine Hinweise zu Herzen nehmen werden. Leider kann ich Dich die Endabnahme nicht mehr selbst machen lassen, obwohl Du mir sicher mit Inbrunst auf gut Schwäbisch mit deiner unnachahmlichen Stimmgewalt erklärt hättest, was so-nicht-und-so-schon-garnicht-bleiben kann...
Du hattest vor Jahren mit viel Mut und wenig Geld den Sprung ins Blaue gewagt und in einem Alter Dein eigenes Haus gekauft und es renovieren wollen, in dem andere ihr Studium anfangen. Das hat mir wahnsinnig imponiert. Und wenn ich so darüber nachdenke - sogar mein kurzes Stelldichein bei der Bundeswehr hätte ich ohne Dich und Deine irrwitzigen Stories aus Deiner Zeit bei dem Verein wohl nie gehabt, und damit einige sehr eindrückliche Erfahrungen nie gemacht. Nun, die Sache mit dem Haus ging schief, das kommt leider vor. Und bis heute ertappe ich mich jede Woche - künftig sicherlich noch öfter - dabei, was für einen wahnsinnigen Respekt ich damals vor Dir und Deiner Entscheidung hatte, es einfach mal zu probieren.
Wieso ist mir erst nach zweieinhalb Jahren aufgefallen, dass aus dem seltenen Plausch und dem Fachsimpeln eine dauerhafte Stille geworden ist? In was für einer Zeit leben wir, in der Freundschaften so etwas Seltsames hervorbringen: dass der eine sich dem anderen enger verbunden fühlt als vielen der Menschen, denen er täglich auf der Straße begegnet?
Und wie schnell stirbt ein kerngesunder, durchtrainierter junger Mensch? Einer, der mich stolz über seinen Körperfettanteil auf dem Laufenden gehalten hat, woraufhin ich immer mit sehr schlechtem Gewissen an meinen eigenen Körperfettanteil dachte, der immer etwas unterhalb der Nase anzufangen schien.
Und wie schnell wird ein Mensch vergessen, wenn er nicht die Zeit gehabt hat, genügend Fußstapfen in dieser Welt zu hinterlassen?
Sicher haben viele, viele Menschen Dich viel näher und noch länger gekannt als ich, und wenn ich darüber nachdenke, habe ich eigentlich fast gar kein Recht dazu, diesen kleinen Nachruf zu schreiben. Sicherlich wird in Deiner Heimat auch ganz anders an Dich gedacht, und dort kann von Vergessen gewiss keine Rede sein. Vielleicht freut es Dich aber da, wo Du jetzt bist, doch ein bisschen, dass auch Jahre nach Deinem Abschied noch von Menschen in Spanien, den Niederlanden, Amerika und nicht weit weg vom Bodensee, die Dich nur gehört und nie gesehen haben, an Dich gedacht wird. Insofern: "Sir, we are surrounded!" - "Excellent - then we can attack in every direction!"