Mitgefühl verfassen
Schreiben Sie an dieser Stelle einige freie Worte, drücken Sie Ihr Mitgefühl mit einem Gedicht oder Zitat aus, oder verfassen Sie einige persönliche Worte, wenn Sie den Verstorbenen kannten.

Eine goldene Kerze für Ruth Riedel
Gestorben am 20.06.2012 in Oberstaufen
wurde von Stephan den Hoed eine Kerze entzündet.
als ich sie seinerzeit in hamburg an bord des segelschulschiffes *mir* kennenlernen durfte, ahnte ich nicht, welche reiseaktivitäten sich hieraus entwickeln würden . . . sie in augsburg . . ich in hamburg. wir sahen uns fast jedes wochenende, entweder kam sie zur mir oder ich fuhr zu ihr, mit auto, bahn oder flieger.
wir legten abertausende von kilometern zurück, um beieinander zu sein.
sie war fürsorglich, machte von augsburg aus termine für mich bei verschiedensten ärzten, die mich prophylaktisch untersuchen sollten, obwohl ich mich bester gesundheit erfreute.
sie war gesellig, liebte es, gäste zu bewirten, bei welchen sie sowohl volle als auch deren leere gläser störten.
sie war eine begeisterte köchin, kam aus der küche höchstens mal heraus, um zu servieren, was sie zubereitet hatte. sie nahm schon bei ihrem ersten besuch bei mir in hamburg meine küche in beschlag, räumte sie gem ihren bedürfnissen um. während der vorweihnachtszeit verwandelte sich mein wohnzimmer in eine backstube, weil ruth unmengen von keksen, gebäck und stollen produzierte. es roch herrlich . . . sie ging voll darin auf.
sie war vorsorglich, egal um was es ging. sie bevorratete sich und auch mich mit lebensmitteln, getränken usw, als ob es galt, eine bevorstehende hungersnot zu überstehen. alles war im überfluss vorhanden, egal ob vonnöten oder nicht. sie brauchte einfach die sicherheit, dass alles vorhanden war, falls bedarf bestehen sollte. sie warf meines wissens nach nichts fort, sondern hob alles für einen eventuellen ernstfall auf.
sie war äußerst penibel und akkurat, alles hatte seinen platz in ihrer welt und wehe, es stand mal etwas verkehrt! in unseren gemeinsamen schränken mussten sich ihre sachen rechts befinden und meine auf der linken seite. alles, was ihr wichtig erschien, wurde auf irgendwelchen zetteln notiert, sowie alles, was noch einer klärung bedurfte, auf einer pinnwand befestigt, wobei sie unklare verhältnisse hasste, alles musste wohl strukturiert und durchdacht sein, sie liebte und brauchte klare ansagen, die nicht nur logisch sondern gleichermaßen auch zielführend sein mussten.
sie liebte kontroverse diskussionen, war von menschen, die ihr nach ihrem munde redeten, nicht angetan. sie ging allem auf dem grund, fragte regelrechte löcher in den bauch, sie war nicht neugierig, wollte lediglich alles wissen und vor allem aber auch verstehen. und auch sie wollte sich verstanden wissen von ihren mitmenschen . . . sie legte es darauf an, hinterfragt zu werden. sie war alles andere als ein oberflächlicher zeitgenosse. sie verfügte über ein phänomenales gedächnis mit einem ungeheuren potential. sie war in der lage, unterhaltungen, die sie vor längerer zeit geführt hatte, wortgetreu wiederzugeben, sozusagen wortwörtlich. nach geschäftsreisen fragte sie mich, wie es denn so gewesen sei. ein schlichtes *gut* meinerseits wurde alles andere als akzeptiert von ihr, sie wollte den exakten ablauf wissen. mit wem ich wann über was gesprochen habe und wie ich mich fühle. im laufe unserer gemeinsamen zeit kannte sie mich besser als ich es selbst tat. ich begann einen satz und sie führte ihn zu ende. sie wurde zum festen bestandteil meines lebens.
sie war eine modisch sehr bedachte und sich selbst bewusste frau, die sich ob ihrer ausstrahlung im klaren gewesen ist. sie hatte schränke voll mit nichts anzuziehen. es dauerte schon immer eine gewisse zeit, bis sie sich final für etwas passendes entschieden hatte, dass dem anlass entsprechend war. bei mir legte sie allergrößten wert auf garderobe. es musste eben alles zusammenpassen.
sie war kreativ, töpferte ungemein gerne, stellte blumenarrangements mit viel geschmack zusammen und auch gerne die möbel um. unsere als sprungbrett seinerzeit vorgesehene wohnung in hamburg gestaltete sie nach ihren vorstellungen. leider hat sie sie nicht mehr sehen können. alles darin spiegelt ruth wider. als ob sie darin wohne.
sie war derart wissbegierig, dass sie 4 oder fünf bücher mit in unseren letzten urlaub genommen hatte, welche nur so vor fremdwörtern strotzten. während ich im liegestuhl am strand vor mich hinzudösen versuchte, befragte sie mich ständig nach der bedeutung verschiedener fremdwörter, die auch mir überwiegend nicht bekannt war. sie markierte diese dann mit stickern, um abends das internet zu befragen! ein note-book musste selbstverständlich mit in den urlaub!
und sie war tierlieb, für ihre katzen tat sie alles. auch im urlaub war keine katze sicher vor ihr. selbst vor freilaufenden affen machte sie nicht halt, versuchte sie zu streicheln, was diese natürlich falsch auffassten und sie daraufhin bissen, sie attackierten.
ja, so war meine ruth, freundin, partnerin und geliebte zugleich.
sie konnte aber auch stur sein. ihrerseits getroffene entscheidungen wurden und konnten nicht revidiert werden. was sie nicht wollte, wollte sie eben nicht.
sie konnte nicht nur hart gegen sich selbst sein, sondern auch gegen zeitgenossen, die sie ihrer meinung nach, enttäuscht haben. diese wurden rückhaltslos von ihr konsequent gemieden. man konnte alles von ihr haben solange sie sich nicht enttäuscht fühlte oder ihre kompetenz in frage gestellt hat.
sie hasste laute oder grobe worte, verbale außeinandersetzungen unter der gürtellinie, gewalt jeder art. sie war sicherlich kein stiller mensch, sie mochte gerne und laut lachen, sie hatte ein ansteckendes lachen, zog jedoch eine gewisse zweisamkeit irgendwelchen großveranstaltungen vor.
ich wäre gerne mit ihr alt geworden . . .
Die Katzen-- übrigens Buddy und Gianni- beide von mir, haben einen guten Platz bei Ruth's Kollegin gefunden.....ansonsten wären Sie wieder zu mir gekommen...
und zu und über Stefan: er wäre gerne da gewesen, aber Ruth wollte es nicht....ihn hier so anzugreifen ist schlichtweg Bockmist.
Ich war mit Ruth über 30 Jahre befreundet, ich denke länger als die meisten, die hier schreiben....
hört auf irgendwen hier anzugreifen....
denkt lieber an die schönen Begegnungen mit ihr und die Zeit die ihr mit Ihr verbringen durftet, jeder auf seine Art... das ist wichtig und sonst nichts....
Danke
Und irgendwann Liebe Ruth, sehen wir uns wieder....